Argumente gegen Lederschuhe

Lederherstellung und Umweltverschmutzung

Während vor der Industrialisierung zum Gerben Pflanzenstoffe verwendet wurden, setzen heute rund 85 % aller Gerbereien weltweit Chrom-III-Salze ein. Damit lassen sich zwar hundertmal schneller als bei der vegetabilen Naturgerbung Lederprodukte erzeugen, jedoch ist die Umweltbilanz alarmierend: 1.000 kg Rohhaut liefern 200 bis 250 kg Leder; dafür müssen jedoch zusätzlich 500 kg Chemikalien eingesetzt werden, von denen viele umweltproblematische Stoffe sind. Über das Abwasser können sie, zusammen mit den eingesetzten Chromsalzen, in die Oberflächengewässer und damit in die Umgebung gelangen; zudem tragen zahlreiche luftverschmutzende Substanzen aus den Gerbereien zur Umweltgefährdung bei. Die Umweltproblematik der Lederherstellung betrifft insbesondere, aber nicht nur, Schwellenländer wie China und Indien, deren Richtlinien zum Umweltschutz weniger streng sind. In Bezug auf europäische Gerbereien werden deren Kosten für Umweltschutzmaßnahmen auf lediglich 5 % ihres Umsatzes geschätzt.

Lederherstellung und Chrom VI

Das bei der Lederproduktion verwendete Chrom III (bzw. Chrom-III-Sulfat) kann als Verunreinigung oder als Ergebnis einer minderwertigen Verarbeitung Chrom-VI-Verbindungen hervorbringen. Nach der aktuellen deutschen „Bedarfsgegenständeverordnung“ sind zwar Verfahren verboten, „die bewirken, dass in dem Bedarfsgegenstand Chrom(VI) … nachweisbar ist“;* dennoch werden bei Stichproben immer wieder in den betroffenen Bedarfsgegenständen – das sind Lederartikel, „die dazu bestimmt sind, nicht nur vorübergehend mit dem menschlichen Körper in Berührung zu kommen“*, also auch Lederschuhe – Chrom-VI-Verbindungen in gesundheitlich bedenklichen Konzentrationen vorgefunden. Sechswertiges Chrom verursacht aufgrund seines hohen allergischen Potenzials nach dem Tragen betroffener Lederprodukte oftmals Hautekzeme; zudem ist es als kanzerogen eingestuft worden. (In der EU wird die Übernahme des deutschen Chrom-VI-Verbots derzeit (2/2013) angestrebt.)

(* Zit. nach: http://www.gesetze-im-internet.de/bedggstv/BJNR008660992.html)

Lederherstellung und Tierquälerei

Die Handelswege von Leder sind nicht transparent. Bei dem Kauf von Lederschuhen gibt es keine Möglichkeit, Gewissheit über ein artgerechtes Leben des getöteten Tieres, von dem das Rohmaterial stammt, zu erlangen. Im Gegenteil, der Konsument muss davon ausgehen, dass er mit seinem Lederschuherwerb die europäische Intensivtierhaltung unterstützen könnte, bei der die Tiere ein qualvolles Leben in Enge verbringen und am Ende nicht selten noch bei Bewusstsein halbiert oder durch kochendes Wasser gezogen werden.* Oder er fördert mit dem Kauf die Tierhaltung und Schlachtung in asiatischen Ländern wie z. B. China, in denen sich der Tierschutz erst im Aufbau befindet und grausamste Haltungs- und Tötungsbedingungen leider sehr häufig anzutreffen sind. Das Kennzeichen „Made in … “ eines Lederartikels sagt übrigens nichts über die Herkunft der Häute aus, aus denen er besteht, sondern nur über den Ort seiner Fertigstellung. Gewiss hingegen ist, dass mit jeder Rohhaut, die ein Schlachtbetrieb verkaufen kann, dieser finanzielle Gewinn zu seiner Expansion beiträgt, inklusive des Tierleides, das dieser Betrieb zu verantworten hat.

(*Vgl.: http://www.schlachthof-transparent.org/)

Lederherstellung und die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes

Der viertgrößte Emittent der Welt des Klimagases CO2 ist Brasilien, bedingt durch seine großflächige Zerstörung der Regenwälder. 80 % dieser Waldgebiete werden für die Rinderzucht vernichtet.* Brasilien gehört ebenfalls zu den vier größten „Herstellern“ von Rohhäuten weltweit (nach China und den USA und vor Indien), wobei, wen verwundert es, überwiegend Rinderhäute „gewonnen“ werden. (Es wird dort jedoch auch z. B. Hundeleder verkauft.) Da es für den Verbraucher unmöglich ist, zu erkennen, aus welchem Land das Rohmaterial für Rindslederschuhe stammt, unterstützt er daher mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit mit dem Kauf (über die finanzielle Förderung der verantwortlichen Unternehmen) die Zerstörung der Amazonas-Regenwälder und somit auch die Zerstörung der Weltklima-Balance. (Selbst Firmen, die sich von entsprechenden Importen ausdrücklich distanzieren, sind nicht vor irreführenden Angaben ihrer Zulieferer geschützt.) Mit der Abholzung der Regenwälder für die Rinderzucht in Brasilien sind auch die Problematiken Lohnsklaverei, Zerstörung des Lebensraumes der Indianer, der Tiere (in ihrer dortigen einmaligen Artenvielfalt) und der Pflanzen (mit ihren von der modernen Welt noch unentdeckten Heilwirkungen) verbunden.

(Vgl.:*https://www.greenpeace.de/themen/waelder/brasiliens-neue-praesidentin-und-der-amazonas-urwald)

Lederherstellung in Indien für Deutschland

Zu den wichtigsten Zielländern der indischen Lederindustrie gehört Deutschland. Neben katastrophaler Umweltverschmutzung und schlechten Arbeitsbedingungen ist im Zusammenhang mit dieser Industrie leider auch grausame Tierquälerei zu nennen. Dabei verfügt Indien theoretisch über ein recht gutes Tierschutzgesetz; dieses wird jedoch oftmals nicht eingehalten, zumal es in Indien unzählige illegale Schlachthöfe gibt. Und so erleiden Millionen von indischen Rindern, Büffeln, Ziegen und Schafen schwerste Torturen des Schmerzes und der Angst vor ihrer Schlachtung. Und nicht wenigen von ihnen steht das entsetzliche Schicksal einer Häutung bei vollem Bewusstsein bevor.

(Vgl.: https://www.netap.ch/de/aktivitaeten/nutztiere/indien-kuehe/282-indiens-kuehe-heilig-und-gequaelt; https://www.peta.de/leder-aus-indien-von-wegen-heilige-kuehe; https://mach-die-augen-auf.jimdo.com/leder/)

Lederherstellung und Reptilien

Beispiel Phytonschlange: Lebendig fixiert an Haken, die in die Kiefer getrieben wurden, werden die Schlangen gewaltsam mit Wasser abgefüllt, damit ihre Körper auftreiben und sich so mit geraden Schnitten abziehen lassen. Die enthäuteten, immer noch lebenden Tiere werden als Abfall betrachtet. Oftmals dauert es noch Tage, bis sie schließlich an den Folgen des Schocks oder der Austrocknung sterben. Das von den Schlangen gewonnene Leder wird vielfach mit einem „Zucht“-Siegel versehen – auch aus Orten, in denen nachweislich gar keine Schlangenzuchtfarmen existieren. Und falls doch, schaffen diese ihre Tiere vielfach nicht durch Zucht, sondern durch Jagd heran.* Einige Arten sind nur aufgrund der Nachfrage der Luxusmode-Industrie vom Aussterben bedroht.

Beispiel Waran: Sie werden gefangen, zusammengeschnürt, in Plastiktüten gepackt, geschlagen und nicht selten lebendig gehäutet – das ist das Schicksal unzähliger Warane für die Lederindustrie.*

(Vgl.: *https://www.regenwald.org/petitionen/630/tieren-bei-lebendigem-leib-die-haut-abziehen-der-luxus-von-gucci-hermes-cartier-co)

Beispiel Krokodil: Für eine Handtasche werden drei Krokodile getötet. Ihre Haltung für die Ledergewinnung erfolgt zumeist entweder als Crowding – dabei werden Massen von Tierindividuen so eng nebeneinander gehalten, dass Stresshormone die natürlichen Territorialinstinkte versagen lassen – oder aber in Käfigen, die mitunter so klein sind, dass sie sich lebenslang nicht umdrehen können.

Beispiel Alligator: Die Haltungsbestimmungen vieler Länder erlauben ebenfalls eine Einpferchung der Tiere auf engstem Raum für die Ledergewinnung. Es gibt Berichte über Alligatoren, die bis zu ihrer Häutung gedrängt in verdreckten, mit Exkrementen angefüllten Becken hocken müssen. Der größte Lieferant für Alligatorenleder sind die USA; für Massentierhaltungs-Anlagen in Florida gilt es als ausreichend, wenn nur die Hälfte der Landmasse zu sehen ist, sobald sich alle gefangenen Tiere an Land aufhalten.
Sowohl Krokodile als auch Alligatoren werden vielfach bei lebendigem Leibe gehäutet.

Lederherstellung und weitere Tiere

Nicht nur Büffel, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen und die genannten Reptilien müssen ihre Haut für Produkte hergeben, die sich genauso gut oder sogar noch besser und dabei viel umweltfreundlicher aus veganen Materialien herstellen lassen, sondern z. B. auch Aale, Bisons, Delfine, Eidechsen, Elefanten, Frösche, Haie, Hunde, Katzen, Kängurus, Seehunde, Walrosse, Wildschweine und Zebras (um nur einige weitere Tiere als Opfer der Lederindustrie zu nennen).

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